In der heutigen Arbeitswelt spielen Biases im Recruiting eine entscheidende Rolle, insbesondere wenn es um Frauen und Mütter geht. Dieser Blog beleuchtet, wie unbewusste Vorurteile die Entscheidungen von Personalverantwortlichen beeinflussen und welche Maßnahmen ergriffen werden können, um diese Herausforderungen zu überwinden. Zu diesem Thema hatte Sebastian Bluhm Sophia Röpke im EpicWork Podcast.
Sophia Röpke ist CEO & Gründerin der Crowd-Recruiting Plattform hrConnectum, die sie 2016 mit ihrem Co-Founder Yves Scheffold gegründet hat. Sie ist Unternehmerin aus Leidenschaft, Keynote Speakerin, Start-up-Mentorin und Buchautorin. Zudem gehört Sophia als Linkedin Top Voice zu den bekanntesten Stimmen im HR Bereich des Business Netzwerks.
Durch ihre eigene Erfahrung als Mutter hat sie ein noch intensiveres Verständnis für die Herausforderungen, mit denen Frauen in der Arbeitswelt konfrontiert sind. Sophia setzt sich leidenschaftlich dafür ein, das Bewusstsein für Biases zu schärfen und Lösungen zu finden, um diese zu überwinden.
Biases im Recruiting sind tief verwurzelte Vorurteile, die die Entscheidungsfindung von Personalverantwortlichen beeinflussen. Diese Vorurteile können unbewusst sein und führen oft zu Diskriminierung. Besonders betroffen sind Frauen und Mütter, die in der Arbeitswelt oft mit zusätzlichen Hürden konfrontiert werden.
Diese Biases können sich auf verschiedene Weise manifestieren. Sie reichen von der Bevorzugung bestimmter Kandidaten bis hin zur Abwertung anderer. Ein Verständnis dieser Mechanismen ist entscheidend, um eine gerechtere Rekrutierungspraxis zu entwickeln.
Biases sind kognitive Verzerrungen, die unsere Wahrnehmung und unser Verhalten beeinflussen. Sie können sich in Form von Vorurteilen, Stereotypen oder fehlerhaften Annahmen äußern. Im Recruiting-Kontext bedeutet dies, dass Personalverantwortliche möglicherweise unbewusst bestimmte Gruppen bevorzugen.
Biases können sich in verschiedenen Phasen des Rekrutierungsprozesses zeigen. Vom Lebenslauf-Review bis hin zu Vorstellungsgesprächen beeinflussen sie, wie Bewerber wahrgenommen werden.
Unconscious Biases sind Vorurteile, die im Unterbewusstsein ablaufen. Sie beeinflussen unser Verhalten und unsere Entscheidungen, ohne dass wir uns dessen bewusst sind. Ein Beispiel hierfür ist die Affinity Bias, bei der Menschen dazu neigen, Personen zu bevorzugen, die ihnen ähnlich sind.
Diese Vorurteile sind oft tief verwurzelt und können schwer zu erkennen sein. Sie wirken wie ein Autopilot, der unsere Entscheidungen ohne aktives Nachdenken steuert.
Affinity Bias beschreibt die Tendenz, Menschen zu bevorzugen, die Ähnlichkeiten mit einem selbst aufweisen. Dies kann sich in vielen Formen zeigen, insbesondere im Recruiting. Wenn ein Hiring Manager beispielsweise ein Mann ist, könnte er unbewusst eher Männer bevorzugen.
Diese Vorliebe kann zu einer homogenen Belegschaft führen, die Vielfalt und unterschiedliche Perspektiven vernachlässigt. Es ist wichtig, sich dieser Tendenzen bewusst zu werden und aktiv dagegen zu steuern.
Confirmation Bias beschreibt die Neigung, Informationen so zu interpretieren, dass sie bestehende Überzeugungen bestätigen. Im Recruiting kann dies bedeuten, dass Personalverantwortliche dazu neigen, negative Stereotypen über Frauen zu bestätigen.
Ein Beispiel ist die Annahme, dass Frauen nicht mit Zahlen umgehen können. Solche Vorurteile können dazu führen, dass qualifizierte Bewerberinnen abgelehnt werden, weil sie nicht in das vorgefasste Bild passen.
Gender Biases beeinflussen die Wahrnehmung und Bewertung von Frauen im Recruiting-Prozess erheblich. Oftmals werden Frauen aufgrund von Stereotypen und Vorurteilen in ihrer beruflichen Entwicklung benachteiligt. Diese Biases führen dazu, dass Frauen weniger Chancen auf Führungspositionen haben, selbst wenn sie die gleichen Qualifikationen wie ihre männlichen Kollegen mitbringen.
Ein typisches Beispiel ist die Annahme, dass Frauen, die Kinder haben, weniger engagiert sind oder weniger Überstunden leisten können. Solche Annahmen sind nicht nur ungerecht, sondern auch unbegründet. Studien zeigen, dass Frauen in der Lage sind, ihre beruflichen und familiären Verpflichtungen erfolgreich zu kombinieren, wenn die Rahmenbedingungen entsprechend gestaltet sind.
Vorurteile, insbesondere Gender Biases, sind oft unbewusst und werden von Personalverantwortlichen nicht immer erkannt. Diese Biases können dazu führen, dass Frauen in der Auswahl von Kandidaten systematisch benachteiligt werden. Die Herausforderung besteht darin, diese Vorurteile zu identifizieren und aktiv dagegen zu steuern.
Ein Beispiel wäre die Bevorzugung männlicher Kandidaten für technische Positionen, selbst wenn Frauen über die gleichen Qualifikationen verfügen. Dies zeigt, wie tief verwurzelt solche Biases in der Unternehmenskultur sind.
Sophia Röpke hat in ihrer Karriere viele Erfahrungen mit Gender Biases gemacht. In den frühen Jahren ihrer Karriere stellte sie fest, dass Frauen oft aufgrund von Vorurteilen abgelehnt wurden. Häufig hörte sie Kommentare wie: „Die hat Kinder, die wird nie Überstunden machen.“ Solche Aussagen verdeutlichen, wie negativ sich Biases auf die Wahrnehmung von Frauen auswirken können.
Ein weiterer Aspekt, den Sophia anspricht, ist die ungleiche Behandlung von Frauen in Vorstellungsgesprächen. Die Zeiten für Interviews sind oft so gewählt, dass sie für Mütter ungünstig sind, was wiederum ihre Chancen verringert, die Position zu erhalten.
Frauen stehen in Führungspositionen oft vor besonderen Herausforderungen. Neben strukturellen Hürden, wie der mangelnden Unterstützung durch das Unternehmen, sehen sich viele Frauen auch psychologischen Barrieren gegenüber. Die Vorstellung, dass Frauen in Führungsrollen weniger kompetent sind, wirkt sich negativ auf ihre Karrierechancen aus.
Zusätzlich gibt es die Problematik, dass Frauen häufig in Teams arbeiten, die von Männern dominiert werden. Dies kann dazu führen, dass ihre Stimmen weniger Gehör finden und ihre Ideen nicht ernst genommen werden.
Teilzeitführung und flexible Arbeitsmodelle könnten eine Lösung für die Herausforderungen sein, vor denen Frauen in Führungspositionen stehen. Oft wird jedoch angenommen, dass solche Modelle nicht funktionieren. Diese Annahme ist jedoch nicht immer gerechtfertigt.
Unternehmen sollten sich aktiv mit der Frage auseinandersetzen, wie Teilzeitführung in ihrer Struktur möglich gemacht werden kann. Dazu gehört auch, die Bedürfnisse von Müttern zu berücksichtigen, die möglicherweise nicht in der Lage sind, Vollzeit zu arbeiten.
Die Integration von Frauen in Führungspositionen hat nicht nur positive Auswirkungen auf die Unternehmen selbst, sondern auch auf die gesamte Volkswirtschaft. Studien zeigen, dass Unternehmen mit einem höheren Frauenanteil in Führungspositionen oft bessere finanzielle Ergebnisse erzielen.
Darüber hinaus wird geschätzt, dass die EU jährlich 2,8 % des BIP verliert, weil Frauen nicht ausreichend in das Berufsleben integriert sind. Eine bessere Integration könnte diesen Verlust erheblich verringern und das Wirtschaftswachstum stärken.
Datengetriebenes Recruiting ist ein Schlüssel zur Überwindung von Biases im Recruiting-Prozess. Durch die Erhebung und Analyse relevanter Daten können Unternehmen die tatsächlichen Fähigkeiten und Qualifikationen von Bewerbern objektiv bewerten.
Transparenz in den Daten ermöglicht es, Vorurteile zu erkennen und zu beseitigen. Wenn Unternehmen beispielsweise feststellen, dass der Bewerbermarkt in einer Region zu 70 % aus Frauen besteht, können sie gezielt Maßnahmen ergreifen, um diese Talente anzusprechen.
Die Sprache in Stellenausschreibungen spielt eine entscheidende Rolle bei der Anwerbung von Talenten. Studien zeigen, dass die verwendeten Begriffe und der Tonfall Bewerberinnen und Bewerber unterschiedlich ansprechen. Dominante und aggressive Formulierungen, wie „wir suchen einen durchsetzungsstarken Macher“, können Frauen abschrecken, während sie Männer anziehen.
Ein weiteres Phänomen ist, dass Frauen dazu neigen, Stellenausschreibungen gründlicher zu lesen. Wenn sie feststellen, dass sie nicht alle geforderten Qualifikationen erfüllen, bewerben sie sich oft gar nicht. Männer hingegen sind häufig bereit, sich zu bewerben, auch wenn sie nur einige der Anforderungen erfüllen.
Um eine breitere und diversere Bewerberbasis anzusprechen, sollten Unternehmen auf inklusive Sprache achten. Formulierungen, die geschlechtsneutral sind oder gezielt Frauen ansprechen, können helfen, Vorurteile abzubauen. Beispielsweise kann die Verwendung von „Teamplayer“ anstelle von „Macher“ eine einladendere Atmosphäre schaffen.
Die Herausforderung besteht darin, eine Balance zwischen den erforderlichen Fähigkeiten und einer offenen Ansprache zu finden. Unternehmen sollten sich fragen, welche Eigenschaften wirklich entscheidend sind, um im Job erfolgreich zu sein.
Die digitale Transformation hat das Recruiting grundlegend verändert. Unternehmen nutzen zunehmend digitale Plattformen, um Stellenanzeigen zu veröffentlichen und Bewerber zu gewinnen. Doch die bloße Übertragung von analogen Prozessen in die digitale Welt reicht nicht aus.
Eine effektive digitale Rekrutierung erfordert ein Bewusstsein für die Sichtbarkeit und Nachverfolgbarkeit der Inhalte. Wenn Unternehmen falsche oder irreführende Informationen veröffentlichen, können diese schnell öffentlich kommentiert werden, was dem Ruf des Unternehmens schadet.
Die Digitalisierung bietet die Möglichkeit, den Rekrutierungsprozess transparenter und effizienter zu gestalten. Unternehmen können Daten sammeln und analysieren, um fundierte Entscheidungen zu treffen. Dies ermöglicht eine objektivere Bewertung der Bewerber und minimiert die Risiken von Biases im Recruiting.
Ein Beispiel wäre die Verwendung von Bewerbermanagementsystemen, die dabei helfen, die Qualifikationen und Erfahrungen der Bewerber systematisch zu erfassen und auszuwerten.
Der größte Fehler im Recruiting-Prozess liegt oft in der Unkenntnis über die entscheidenden Faktoren, die zu den besten Ergebnissen führen. Viele Personalverantwortliche verlassen sich auf traditionelle Anforderungen und Fähigkeiten, die möglicherweise nicht relevant sind.
Ein entscheidender Aspekt ist die Berücksichtigung von persönlichen Eigenschaften und Soft Skills. Biases im Recruiting können dazu führen, dass diese Faktoren nicht ausreichend gewürdigt werden, was letztendlich die Qualität der Neueinstellungen beeinträchtigt.
Ein datengetriebenes Recruiting kann helfen, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Unternehmen sollten sich auf objektive Daten stützen, um zu verstehen, welche Fähigkeiten tatsächlich zu den besten Ergebnissen führen. Diese Transparenz kann helfen, Biases zu erkennen und zu minimieren.
Indem Unternehmen die Daten analysieren, können sie fundierte Entscheidungen treffen und die Qualität ihrer Neueinstellungen verbessern.
Um Biases im Recruiting zu minimieren, sind verschiedene Anpassungen notwendig. Eine strukturierte Vorgehensweise im Auswahlprozess kann helfen, Vorurteile zu reduzieren. Dazu gehört auch die Schulung von Personalverantwortlichen im Umgang mit unbewussten Vorurteilen.
Ein weiterer wichtiger Schritt ist die Erstellung von klaren und objektiven Kriterien für die Bewertung von Bewerbern. Diese Kriterien sollten unabhängig von Geschlecht, Alter oder Herkunft sein und sich auf die Fähigkeiten konzentrieren, die tatsächlich für die Position relevant sind.
Unternehmen sollten sich aktiv um Diversität bemühen. Eine vielfältige Belegschaft bringt unterschiedliche Perspektiven und Ideen mit sich, was zu mehr Kreativität und Innovation führen kann. Dies kann auch die Unternehmenskultur positiv beeinflussen und die Mitarbeiterbindung stärken.
Um Diversität zu fördern, sollten Unternehmen gezielte Maßnahmen ergreifen, wie z.B. Mentoring-Programme für unterrepräsentierte Gruppen oder die Förderung von Netzwerken, die Frauen in der Arbeitswelt unterstützen.
Biases im Recruiting sind unbewusste Vorurteile, die die Wahrnehmung und Bewertung von Bewerbern beeinflussen. Sie können dazu führen, dass bestimmte Gruppen systematisch benachteiligt werden.
Eine Möglichkeit, Biases zu erkennen, besteht darin, den Auswahlprozess zu überprüfen und zu analysieren, welche Kriterien wirklich für die Position relevant sind. Feedback von verschiedenen Stakeholdern kann ebenfalls helfen, unbewusste Vorurteile aufzudecken.
Zu den Maßnahmen gehören die Schulung von Personalverantwortlichen, die Implementierung objektiver Bewertungskriterien und die Förderung einer offenen Unternehmenskultur, die Diversität wertschätzt.
Diversität fördert Innovation und Kreativität in Unternehmen. Eine vielfältige Belegschaft kann verschiedene Perspektiven einbringen und somit die Problemlösungskompetenz erhöhen.
Vielen Dank an Sophia, die mit ihrem Thema unseren Podcast bereichert hat.
Die EpicWork AG hat sich voll dem Thema Arbeitgeberattraktivität verschrieben. Im Wandel der Arbeitswelt unterstützen wir Organisationen mit Mitarbeiterbefragungen, Analysen zur Arbeitgeberattraktivität, eLearning und Workshops auf dem Weg zum Spitzenarbeitgeber. In den EpicWork Studios produzieren wir spannende Formate wie zum Beispiel Corporate Podcasts, digitale Recruiting-Events und HR- & sowie Schulungsvideos.
In unseren Texten verwenden wir die männliche Form, die weibliche und diverse Form sind selbstverständlich immer mit eingeschlossen.
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